Die toxische Positivität und die Stärke der stoischen Philosophie

In einer Welt, die ständig darauf abzielt, unsere Sinne mit den neuesten Glückstrends zu überfluten, ist es leicht, von einem Phänomen namens "Toxic Positivity" überwältigt zu werden. Dieses Konzept bezieht sich auf die Überbetonung von positiven Emotionen oder Zuständen, oft auf Kosten der Anerkennung und des Umgangs mit negativen oder schwierigen Emotionen. Anstatt uns jedoch zu einem dauerhaften Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit zu führen, kann die toxische Positivität uns in einer realitätsfernen Blase halten, die letztlich unsere Fähigkeit zur Resilienz untergräbt.
In diesem Artikel werden wir die negativen Auswirkungen der toxischen Positivität untersuchen und warum die stoische Philosophie eine gesündere Alternative darstellt, um ein robustes und glückliches Leben zu führen.
Toxische Positivität und ihre Schattenseiten
Toxische Positivität kann sich in einer Vielzahl von Formen zeigen. Sie kann so subtil sein wie der alltägliche Druck, stets ein Lächeln auf den Lippen zu haben, oder so explizit wie die Aussage, dass „negatives Denken" die Ursache aller Probleme ist. Das Problem mit dieser Art von Positivität ist, dass sie die Realität des menschlichen Leidens und der Komplexität des menschlichen Erlebens ignoriert.
Indem wir uns ausschließlich auf positive Emotionen konzentrieren und negative Emotionen abwehren, leugnen wir einen integralen Teil unserer menschlichen Erfahrung. Diese Leugnung kann dazu führen, dass wir uns isoliert, schuldig oder sogar defekt fühlen, wenn wir mit Schwierigkeiten konfrontiert werden. Auf lange Sicht kann dies zu Burnout, Angstzuständen und Depressionen führen, da wir uns nicht erlauben, die volle Bandbreite unserer Emotionen zu erleben und zu verarbeiten.
Wissenschaftliche Studien belegen diese negativen Auswirkungen. Eine Studie von Campbell-Sills, Barlow, Brown und Hofmann (2006) ergab beispielsweise, dass Personen, die ihre Emotionen unterdrückten, eine erhöhte Herzfrequenz zeigten und höhere Ausmaße negativer Affekte, geringere Ausmaße positiver Affekte, eine schlechtere soziale Anpassung und ein verringertes Wohlbefinden erfuhren. Darüber hinaus stellten Wood, Perunovic und Lee (2009) fest, dass positive Selbstäußerungen bei Personen mit niedrigem Selbstwertgefühl einen negativen Einfluss hatten. 1
Die Stärke der stoischen Philosophie
Im Gegensatz zur toxischen Positivität bietet die stoische Philosophie einen realistischeren und gesünderen Ansatz zur Bewältigung des Lebens und seiner Herausforderungen. Die Stoiker glaubten, dass unser Glück und unsere Zufriedenheit nicht von äußeren Ereignissen abhängen, sondern davon, wie wir auf sie reagieren. Dieser Ansatz kann zu einer starken Form der Resilienz führen. Anstatt uns gegen Schwierigkeiten zu wehren oder zu versuchen, sie zu leugnen, lernen wir, sie als Teil des Lebens zu akzeptieren und Wege zu finden, mit ihnen umzugehen.
Stoizismus versus Toxische Positivität
Im Gegensatz zur toxischen Positivität, die uns dazu ermutigt, negative Gefühle zu unterdrücken oder zu ignorieren, ermutigt uns der Stoizismus, unsere Gefühle zu erkennen und anzunehmen. Das bedeutet nicht, dass wir uns von unseren Gefühlen überwältigen lassen sollten. Vielmehr sollten wir sie als Teil unseres menschlichen Erlebens erkennen und dann mit Weisheit und Gelassenheit darauf reagieren.
Ein wesentlicher Aspekt des Stoizismus ist die Unterscheidung zwischen Dingen, die in unserer Kontrolle liegen, und Dingen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Wenn wir diese Unterscheidung verstehen und akzeptieren, können wir uns von der Belastung befreien, die oft mit dem Versuch einhergeht, Dinge zu kontrollieren, die einfach nicht in unserer Macht liegen. Stattdessen können wir unsere Energie darauf konzentrieren, das zu ändern, was in unserer Macht steht: unsere Einstellungen, unsere Reaktionen und unser Verhalten.
Die stoische Praxis der "negative Visualisierung" ist ein weiterer wertvoller Mechanismus, der uns helfen kann, Resilienz aufzubauen. Dabei geht es darum, sich mögliche negative Ereignisse vorzustellen und zu überlegen, wie man damit umgehen würde. Dies hilft uns, uns auf mögliche Schwierigkeiten vorzubereiten und zu erkennen, dass wir die Fähigkeit haben, selbst in schwierigen Situationen zu überleben und zu gedeihen.
Fazit
Toxische Positivität kann uns auf lange Sicht schaden, indem sie uns davon abhält, die volle Bandbreite unserer menschlichen Erfahrung zu erkennen und zu verarbeiten. Der Stoizismus hingegen bietet einen weitaus gesünderen und realistischeren Ansatz zur Bewältigung des Lebens und seiner Herausforderungen. Durch die Akzeptanz der Realität und die Kontrolle unserer Reaktionen auf sie können wir eine starke Form der Resilienz aufbauen, die uns dabei hilft, ein robustes und glückliches Leben zu führen. Wie die Wissenschaft zeigt, ist es die Anerkennung und das Verständnis unserer Emotionen – nicht ihre Unterdrückung.