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Mal mit den Augen des Anderen sehen


Es fällt uns meist leicht, unsere eigenen Gefühle und Handlungen zu rechtfertigen, während wir die der Anderen partout nicht verstehen wollen. Oft genug kommt es vor, dass wir wütend werden, wenn sich unser Gegenüber anders verhält, als wir es von ihm erwarten.

Handelt uns gegenüber jemand unverständlich oder subjektiv fehlerhaft, unterstellen wir ihm gleich eine schlechte Kinderstube.

Der Psychologe Lee Ross prägte für dieses menschliche Verhalten den Begriff

Fundamentaler Attributionsfehler.

Damit beschrieb er unsere Neigung, das Handeln anderer Leute als Spiegelbild ihres Charakters zu deuten, während man sein eigenes Handeln aus den Umständen erklärt,

Nirgends deutlicher wird uns das z.B. im alltäglichen Straßenverkehr: Nimmt uns jemand den Vorrang, oder vergisst zu blinken, kann dies einfach kein guter Mensch sein. Uns selbst gegenüber sind wir da natürlich viel toleranter, da unsere Verstöße gegen Verkehrsregeln ja die Ausnahme sind und immer aus einem guten Grund erfolgen.

Wir würden uns eine Menge Ärger und Wut ersparen, wenn wir uns ab und zu die Lage mit den Augen jenes Zeitgenossen betrachten, der uns gerade derart aufregt.


Marc Aurel wusste das schon vor mehr als 1800 Jahren:



Sobald dir jemand weh getan hat, musst du sogleich untersuchen, welche Ansicht über Gut und Böse er damit verfolgte. Denn sobald dir dies klar geworden ist, wirst du Mitleid mit ihm fühlen und dich weder wundern noch erzürnen. Entweder nämlich findest du, dass du über das Gute gar keine wesentlich andere Ansicht hast als er; und dann musst du ihm verzeihen. Oder du siehst den Unterschied; dann aber ist´s ja nicht so schwer ihm gegenüber freundlich zu bleiben, da er sich ja geirrt hat. Marc Aurel, Selbstbetrachtungen 7,26

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